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Das 4-Ohren-Modell

Bei dem 4-Ohren-Modell unterteilt der deutsche Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun jede Nachricht in 4 verschiedene Seiten:

Sachebene
Hier geht es um die Frage, was genau gesagt wird. Dabei handelt es sich um Daten, Fakten, und Informationen. 

Selbstoffenbarung
Mit jeder Kommunikation gibt der Sprecher etwas von sich selbst preis. Das geschieht oft unbewusst, ermöglicht allerdings einen Einblick in die Gefühlswelt und Persönlichkeit des Senders einer Nachricht. 

Beziehungsebene
In welchem Verhältnis stehen Sender und Empfänger? Auf der Beziehungsebene werden durch die Nachricht nonverbale Informationen übermittelt. Respekt, Abneigung oder eine enge Beziehung. Sowohl Wortwahl, als auch Körpersprache und Mimik zeigen, wie beide Kommunikationsseiten zueinanderstehen. 

Appell 
Der Sender möchte mit seiner Aussage immer auch etwas bewirken und eine Reaktion des Empfängers hervorrufen. So kann direkt aufgefordert werden, etwas zu tun oder unterschwellig eine Handlung angeregt werden.

Zu Konflikten kommt es laut diesem Kommunikationsmodell, wenn die vier Seiten einer Nachricht von Sender und Empfänger unterschiedlich gedeutet oder gewichtet werden.  

Das Modell in der Anwendung

Anhand des Beispiels des Vier Ohren Modell eines Telefonats zwischen einem Lieferanten (Empfänger) und dem entsprechenden Partner, der die Ware erwartet (Sender), lässt sich dieses Modell verdeutlichen. Auf Basis folgender Aussage vom Sender werden die verschiedenen Ebenen aufgezeigt: „Ich warte schon seit 2 Wochen auf meine Ware.“ 

Was der Sender jetzt meinen könnte: 

  • Sachebene: „Die bestellte Ware ist noch nicht angekommen“ 
  • Selbstoffenbarung: „Ich gerate dadurch in starken Verzug bei meinen Aufgaben.“ 
  • Beziehung: „Ich bin wirklich enttäuscht, da ich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht habe.“ 
  • Appell: „Können sie den Lieferprozess beschleunigen und mir einen Liefertermin angeben?“ 

Was bei dem Empfänger ankommen könnte: 

  • Sachebene: „Es gibt ein Problem bei der Lieferung der Ware.“ 
  • Selbstoffenbarung: „Ich bin unzufrieden mit eurer Leistung.“ 
  • Beziehung: „Das ist schlampige Arbeit bei der Lieferung.“ 
  • Appell: „Ich erwarte und erhoffe eine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten.“ 

Die 4 Ebenen der Kommunikation

In seinem Kommunikationsmodell geht Schulz von Thun davon aus, dass sich gestörte Kommunikationsprozesse auf ein unterschiedliches Verständnis der einzelnen Seiten bzw. Ebenen der Nachrichten zurückführen lassen. Sender und Empfänger priorisieren andere Seiten einer Nachricht. Das Vier-Ohren-Modell kann im beruflichen und privaten Kontext zum Einsatz kommen. Um Konflikte bei der Kommunikation zu verringern oder sogar zu vermeiden, eignet sich das stetige Hinterfragen mit dem 4-Ohren-Modell, um potenzielle Probleme in einer kommunikativen Beziehung zu identifizieren. 

Auf der Sachebene des Gesprächs steht die Sachinformation im Vordergrund, hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. Dabei gelten drei Kriterien: 

  • wahr oder nicht wahr (zutreffend/nicht zutreffend) 
  • relevant oder irrelevant (sind die Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang oder nicht?) 
  • hinlänglich oder unzureichend (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, oder müssen andere zusätzlich beachtet werden?) 

Die Herausforderung des Senders besteht auf der Sachebene darin, die Sachverhalte klar und verständlich auszudrücken. Der Empfänger kann auf dem Sachohr entsprechend der drei Kriterien reagieren. Für die Ebene der Selbstoffenbarung gilt:
Jede Äußerung enthält gewollt oder unfreiwillig einen Inhalt. Gefühle, Werte, Eigenarten und Bedürfnisse werden transportiert. Während der Sender mit der Selbstkundgabe, bewusst oder unbewusst, Informationen über sich preisgibt, nimmt der Empfänger diese mit dem 
Selbstkundgabe-Ohr auf: Was ist er für eine Person? Wie verhält er sich? Und so weiter. 

Auf der Beziehungsseite gebe ich zu erkennen, wie ich zu der anderen Person stehe und was ich von ihr halte. Diese Beziehungshinweise werden unter anderem durch Formulierung, Tonfall, Mimik und Gestik vermittelt. Der Sender transportiert diese Hinweise implizit oder explizit. Der Empfänger fühlt sich durch diese eingehenden Informationen wertgeschätzt oder abgelehnt, missachtet oder geachtet, respektiert oder aber auch gedemütigt. 

Die Einflussnahme auf den Empfänger geschieht auf der Appellseite. Wenn jemand das Wort ergreift, möchte er in aller Regel etwas erreichen. Er äußert Wünsche, Appelle, Ratschläge oder Handlungsanweisungen. Die Appelle werden offen oder verdeckt gesandt.  

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